Bericht „50 Jahre Ostschweizer Blasorchester

 50 Jahre Ostschweizer Blasorchester (OBO) 

Das Jubilieren der Flöten, die innigen, leicht näselnden Töne der Oboe, die in hohen Lagen prägnanten und in tiefen Lagen samtenen Töne der Klarinetten, der weiche bis röhrende Klang der Saxophone, das angenehm und gefühlvoll tönende Fagott, die Trompeten – klar und strahlend, der imposante und manchmal Hühnerhaut erzeugende Klang der Posaunen, an Jagdszenen erinnernde Klänge der Waldhörner, der weiche und warme Klang des Euphoniums, eine majestätische und bodenständige Basstuba, dazu ein taktgebendes, aber diskretes Schlagwerk. Und wenn sich das Euphonium mit der Flöte, die Klarinette mit der Posaune zu einem sinnlichen Stelldichein treffen und Saxophon und Trompete miteinander in wunderbarer Harmonie verschmelzen, dann kann dies nur eines bedeuten: das Ostschweizer Blasorchester musiziert! Und das seit 50 Jahren! In Zahlen ausgedrückt: etwa 200 Konzerte, etwa 1200 Proben und tausende Kilometer Autofahrten zu den Proben und Konzerten! In unzähligen Konzertberichten (manchmal sogar zwei bis drei verschiedene Berichte für ein Konzert!) wurde das hohe musikalische Niveau des OBO hervorgehoben – dazu einige Zitate: «Mit Herz und Temperament» – «Spitzenbläser aus der Ostschweiz» – «Eliteorchester in Hochform» – «Blasmusik von erster Güte» – 

«Mit sinfonischer Blasmusik jubiliert» – «Blasmusik der gehobenen Klasse» – «Musikalische Leckerbissen» – «Konzertante Spitzenleistung» – usw. 

Das OBO wurde 1973 gegründet, das heisst, die elfköpfige Blaskapelle «Original Rebstockmusikanten» wurde zu einem Blasorchester erweitert. Dies unter der musikalischen Leitung von Josef Breuss. Es wurden vor allem Werke des legendären Arboner Musikdirektors Heinrich Steinbeck aufgeführt. Josef Breuss war aufgrund seiner Mitgliedschaft in der Stadtmusik Arbon ein profunder Kenner der Werke Steinbecks. 

1984 übernahm Jakob Bichsel den Dirigentenstab. Unter seiner Leitung wurde das Orchester weiter ausgebaut und der musikalische Horizont erweitert. Jakob Bichsel war ein vorzüglicher Dirigent und zugleich ein feinfühliger Mensch. Das OBO konzertierte erfolgreich im ganzen Raum Ostschweiz. Jakob Bichsel sagte einmal zu mir: «Immer musste ich dahinserbelnde Musikvereine neu aufbauen und nun durfte ich einmal ein Orchester von hohem musikalischem Niveau übernehmen!» 

Das OBO als Big Band! Unter der Leitung von Franz David, dem ehemaligen Berufsmusiker und Musikredaktor von Radio DRS, konzertierte das OBO im Frühjahr 1989 im Big-Band-Stil. Die Arrangements stammten aus der Feder von Franz David. Das einmalige Experiment gelang und die Zuhörerschaft war hell begeistert. 

Mit brillanten Kirchenkonzerten in St.Gallen und Altstätten begann im Herbst 1989 die Ära Peter Florian Groll – und es waren nicht die einzigen brillanten Konzerte. Der wunderbare Mensch und Orchesterleiter war ein Glücksfall für das OBO. Dank seiner umfassenden Ausbildung, aber auch dank seinen feinfühligen zwischenmenschlichen Eigenschaften verhalf er dem OBO zu zahlreichen musikalischen Höhepunkten. Peter war ein Meister darin, für das Amateur-Blasorchester Werke auszuwählen, die zwar manchmal an der Grenze des Machbaren, aber immer von grosser Aussagekraft waren. Anfang Mai 2009, nach zwanzigjähriger Tätigkeit, dirigierte er die letzten Konzerte des OBO. Peter Florian Groll verstarb am 

6. Februar 2010 im Alter von 72 Jahren – leider viel zu früh. 

Die Konzerte im Herbst 2008 und im Frühjahr 2009 waren geprägt von einer Übergangsphase mit zwei Gastdirigenten. Am 16. und 23. November 2008 dirigierten Daniela Schümperli als ehemaliges Mitglied des OBO und Arthur Sterchele am 2. und 3. Mai 2009 an der Seite von Peter Groll die Konzerte des OBO. 

Arthur Sterchele steht seit den Herbstkonzerten 2009 auf dem Podest. Dank seiner umfassenden Ausbildung hat er schon in vielen Konzerten bewiesen, dass er absolut in der Lage ist, das OBO weiterhin auf hohem musikalischem Niveau zu halten. Aber nicht nur das – auch sein fast familiärer Umgang mit den Musikerinnen und Musikern trägt viel dazu bei, dass im OBO eine sehr gute Stimmung vorhanden ist. Also wie seine beiden Vorgänger am Dirigentenpult ein weiterer Glücksfall für das OBO! 

Zum Schluss ein Zitat aus einem Konzertbericht: «Für Blasmusikfreunde ist es ein „Muss“, die Konzerte des Ostschweizer Blasorchesters zu besuchen!» 

Als ehemaliges Mitglied des OBO (1973 bis 2014) im Trompetenregister und im Sekretariat hoffe ich natürlich, dass das oben erwähnte Zitat weiterhin gültig sein wird! 

St.Gallen, 27. Juli 2023 / Hansruedi Clerici